Das Disrupt.me!® ist ein modernes Format aus dem Silicon Valley, das von ECODYNAMICS angeboten wird. Der Ansatz verfolgt allgemein das Ziel, ein Unternehmen oder eine Branche in hypothetischem Rahmen mithilfe disruptiver Ideen, Innovationen und Geschäftskonzepte angreifen zu lassen, um im Idealfall agieren zu können, bevor dies von anderen Akteuren auf dem Markt geschieht. Ziel ist es, bisherige etablierte Geschäftsmodelle oder Bereiche zu ersetzen, erneuern oder zu verändern.
Dieses Jahr erfolgte am Workshoptag der InsurTech Week eine intensive Auseinandersetzung mit dem Markt, den Kunden, den etablierten Geschäftsmodellen und dem Ökosystem der Deutsche Rück und der Lebensversicherungsbranche. Die Dynamik der teilnehmenden Teams und die Ergebnisse: mehr als beeindruckend!
Das Briefing im Vorfeld war kurz und prägnant. Frank Schoenen, Produktmanagement Leben/Kranken und Jurymitglied für die Deutsche Rück fasste es auf der Webseite mit dem Satz zusammen: "Wir möchten beim Disrupt.me!® erfahren, wo die Schwächen der heutigen Lösungen liegen und wie sie besser den Erwartungen der Kunden entsprechen". Wie die Deutsche Rück, so kämpft die gesamte LV-Branche mit dem großen Problem, dass die Sparte bis 1994 fast vollständig reguliert war. Der Lebensversicherung sei das Thema Innovation also schon historisch betrachtet nicht in die Wiege gelegt worden, erklärte Vorstandsmitglied Michael Rohde den Teilnehmern einleitend. Deshalb müsse das Produkt komplett hinterfragt und auf den Prüfstand gestellt werden. Die Deutsche Rück habe das in Ansätzen bereits unternommen, wobei erste Design-Thinking-Workshops Ergebnisse hervorbrachten, die im Haus zu Schnappatmung geführt hätten. Dessen ungeachtet ist sich Rohde sicher: "Wir glauben, es geht noch viel mehr!" Und das wolle man im Rahmen der InsurTech Week durch Disrupt.me!® herausfinden.
Was macht die Lebensversicherung "unique"? Vor allem die biometrischen Risiken wie Invalidität, Tod, Langlebigkeit, schwere Krankheiten. Deshalb war die Zielscheibe beim Deutsche Rück Disrupt.me!® auch das Angebot der "biometrischen Risiken in der Lebensversicherung". Allerdings betonte der Versicherer, dass es bei der Betrachtung der Geschäftsmodelle um mehr als nur die Risiken ginge. Im Vordergrund stünden die Fragen, ob Prozesse noch passen, die Kundenkommunikation und Interaktion heute noch richtig ausgestaltet sei oder Services und Produktgestaltung neu gedacht werden müssten. Das aktuelle Bild einer Beziehung zum Versicherten erschöpfe sich ja meist darin, dass nach erfolgter Risikoprüfung und dem Abschluss des Vertrages inkl. Zahlung der Prämie allenfalls einmal im Jahr noch ein Statusbericht zum Versicherungsvertrag übersendet werde - mehr Interaktion mit dem Kunden gäbe es nicht, urteilte Rohde rational.
Das Hauptproblem der Versicherer bestehe also darin, dass Unternehmen nicht mitbekommen, wenn sich das Leben des Kunden ändere, ein Versicherter das Rauchen anfange oder einen anderen Wandel durchlaufe. Das wichtigste Ziel sei also ein "Mehr" an Interaktion. Es gehe aber auch darum, das richtige Medium für den ersten Touchpoint zu finden. Studenten und Jugendliche kennen keine Bankfiliale mehr von Innen. Diese Zielgruppe bewege sich rein online. "Was nicht im App-Store zu finden ist, gibt es nicht!", so der Deutsche-Rück-Vorstand. Und dass in der Versicherungsbranche noch viel Luft nach ob sei, zeige sich an den unterschiedlichen Herangehensweisen von Versicherern und InsurTechs, wusste Rohde aus seinem Austausch mit einem Startup zu berichten. Ein Startup habe eine Idee und setze sie um, ohne vorherige juristische Prüfung. Entweder gäbe es dann einen Shitstorm, sodass die Idee wieder verworfen werde, oder aber mehrere tausend Likes führen zur finalen Produktausgestaltung. Bei einem Versicherer wie der Deutschen Rück mit einer gewachsenen Reputation undenkbar, fügt Rohde seinem Erfahrungsbericht hinzu. Dennoch müsse der Grundsatz gelten: Wir dürfen uns nicht ausbremsen lassen!
Für den Disrupt.me!®-Workshop konnten sich aktive Startups, Gründungsinteressierte, aber auch andere Teilnehmer wie Studenten oder Mitarbeiter aus der Versicherungswirtschaft anmelden. Unterstützt wurden die Teams von Experten und Coaches der Organisatoren ECODYNAMICS, STARTPLATZ und Protostart. Den Anreiz zur Teilnahme schafften Preise wie Fitnesstracker, Tickets für die Teilnahme am 3-monatigen STARTPLATZ Accelerator Programm oder aber Beratungs- bzw. Workshop-Angebote von ECODYNAMICS und Protostart.
Vor dem Startschuss des Workshops gab es ein Warm-up durch Yannis Beuke von Protostart. Er erklärte die Kunden- und Nutzerzentrierung im Rahmen von Disrupt.me!®. Machbarkeit oder Wirtschaftlichkeit seien Nebensache, der Fokus bei der Produktneuentwicklung sollte von der Frage der "Wünschbarkeit" der potenziellen Zielgruppe ausgehen, sensibilisierte der Design-Thinking-Experte die Teilnehmer. Und das bewies er eindrucksvoll am Beispiel "Kinder-Inkubator" - einem Gerät, das für Entwicklungsländer viel zu teuer ist, sodass sich ein Kreativ-Team mittels Design Thinking der Problemlösung genähert hat. Mit Embrace entwickelten die Studenten der Stanford University einen Wärmesack für Frühchen (vgl. auch Bericht des Spiegels). Ein klasse Beispiel für das Ersetzen eines bestehenden Geschäftsmodells des kostspieligen Inkubators und für die zielführende Kundenzentrierung, die bei der Entwicklung von Angriffsmodellen wichtig ist. Anna Abelein und Yannis Beuke (Founder und Managing Directors von Protostart GmbH) haben die Teams bei der Konzeption ihrer Ideen mit ihrem Know-how zu Design Thinking und Nutzerzentrierung unterstützt.
Bei dem zweiten Warm-up beantwortete dann Hamidreza Hosseini, Founder & CEO von ECODYNAMICS die Frage nach den Angriffsstrategien, den Methoden zu Identifizierung von Angriffsmodellen und dem notwendigen Mindset. Er verdeutlichte die Ansätze, wie Angriffsmodelle im Rahmen von Disrupt.me!® konzipiert und erstellt werden können, damit bestehende Geschäftsmodelle erneuert, ergänzt, erweitert oder ersetzt werden und neue Geschäftsmodelle entstehen können. Die Teams könnten anhand der Kundensegmente, Wertschöpfungsketten, Marktsegmente, Diversifikation oder geografische Reichweite Unzulänglichkeiten oder Potenziale identifizieren und Angriffsmodelle entwickeln. Die Teams könnten in der Kooperation mit Versicherern unterschiedliche Rollen einnehmen und zum Beispiel Integrator, Orchestrator, Spezialist oder Vermittler sein. Es könne mit der jeweiligen Idee eine horizontale Diversifikation, also eine Erweiterung des Leistungsangebots, angestrebt werden. Oder aber die Teilnehmer verfolgen den Ansatz zur Erweiterung der Wertschöpfungskette (vertikale Diversifikation) bzw. eine Art Mehrleistung zum eigentlichen Versicherungsprodukt (laterale Diversifikation).
Als die Teilnehmer in Form kurzer Elevator Pitches ihre Ideen dann vorstellen konnten, sprudelte es nur so an Kreativität. Die Geschäftsmodelle bewegten sich dabei vom modernen Einkommensschutz für junge Berufseinsteiger über innovative Formen der Präventionsbegleitung bis hin zu Bonussystemen mit Gamification-Ansatz oder Community-/Crowd-Lösungen ohne Versicherungsapparat. Aus der Vielzahl an Ideen entschied sich das Kompetenzteam der Deutschen Rück zusammen mit dem Orga-Team für sechs Ansätze, zu denen die Teams von 4-7 Teilnehmern in einem Zeitraum von etwa fünf Stunden mit Unterstützung der Coaches Geschäftsmodelle ausarbeiten konnten. Hier ein kurzer Überblick der Teams inklusive der Grobkonzepte:
1.Team " Digital GO LifestyleSchutz ": Moderner Einkommensschutz mit Schadenfreiheitsrabatt.
2.Team " LifeFittery ": Leadgeneration durch Unterstützung junger Menschen in den Lebensbereichen Finanzen, Karriere, Beziehung und Gesundheit.
3.Team " Digi Human ": Individuelle Tarife auf Basis eines Fragekataloges.
4.Team " Game up your health ": Punktekonto als Anreiz für die individuelle Versicherung.
5.Team " CashBackLife ": Dahinter verbirgt sich eine Versicherung für die GenY, die der Kunde individuell durch einen gesunden Lifestyle und Cash-Back steuern kann.
6.Team " NECT Selfie-Ident ": Automatische und KI-basierte Identifikation des digitalen Prozess mit Selfies und Personalausweis.
Die Jury überzeugte am Ende das Konzept des Teams CashBackLife. Die Deutsche Rück wird die Idee als Mentor zusammen mit den Teilnehmern nun weiter schärfen und auf das eigene Unternehmen anzuwenden versuchen. Weiterhin erhält das Gewinnerteam ein einmaliges Coaching durch die Experten von ECODYNAMICS und Protostart. Auf Platz 2 schaffte es das Team Nect Selfie-Ident, Platz 3 belegte das Team Digital GO LifestyleSchutz.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Yvonne Becker.
Finanzpartner Grau
Südstr. 4
71522 Backnang
Die an dieser Stelle vorgesehenen Inhalte können aufgrund Ihrer aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt werden.
Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Diese Webseite verwendet Cookies, um Besuchern ein optimales Nutzererlebnis zu bieten. Bestimmte Inhalte von Drittanbietern werden nur angezeigt, wenn die entsprechende Option aktiviert ist. Die Datenverarbeitung kann dann auch in einem Drittland erfolgen. Weitere Informationen hierzu in der Datenschutzerklärung.